zweihundertsiebzig cm
drei mal neun m
Zierliche Stahlstangen zeichnen
fast vollständig
die Kanten eines Würfels
halb darin halb darum halb davor
Eine Form durchbricht die Andere
klar abgrenzbare Freiflächen
zweisam singuläre Architekturen
umarmen sich
Falten
punktuell gehalten
Photochrome Spuren
hängen
in ausgeglichener Regelmäßigkeit
Sensibel
reagieren sie
ein unweigerliches Abbild ihrer Umwelt
Prozesse halten
verbinden
verflüchtigen
PANIC PANIC HOPE
Auf der klar abgegrenzten Freifläche, die sonst nur die singuläre Architektur des POKY bespielt, steht eine Metallinstallation – zweihundertsiebzig Zentimeter hoch und breit, zeichnen zierliche Stahlstangen fast vollständig die Kanten eines Würfels nach. Formal greift sie die quadratische Grundfläche des POKY auf und steht halb darin, darum und davor. Eine Skulptur durchbricht die andere und wird zur selben.
Am vorderen Teil der Metallinstallation, die sich halb vor POKY schiebt, hängt unbehandelter Nesselstoff. Drei mal neun Meter. Er hängt, durch gebogene Rundmetallstäbe punktuell gehalten, von den beiden oberen horizontalen Stangen außerhalb des POKY herab. Er liegt am Boden leicht auf, hängt sonst jedoch in ausgeglichener Regelmäßigkeit in Falten. Die Abstände der Aufhängung weiten sich in der Ecke des Gerüsts und ergeben dort großzügige Schüsselfalten, die sich im Wind verformen.
Der Stoff ist bemalt mit photochromen Pigmenten, deren Verhalten lichtsensitiv ist. Sobald Sonnenlicht auf die Bemalung fällt, wird sie dunkler; Sobald das Licht verschwindet, verschwindet auch die Malerei. Sie reagiert so sensibel, dass sich ihre Farbintensität innerhalb weniger Sekunden an indirekten oder direkten Schattenwurf anpasst. Sie ist ein unweigerliches Abbild ihrer Umwelt, da sie sich in einem kontinuierlichem Belichtungsprozess befindet.
Die Vorderseite des POKY ist sonst mit transparenten Wellplatten mit Trapezprofil verkleidet, die für die Dauer des Ausstellungszeitraums entfernt wurden. Durch ihr Fehlen ist die Sicht auf den Innenraum frei und ein Zugang durch die stützende Holzstruktur der Frontseite möglich. Dort befindet sich in Form einer flüchtigen, großformatigen Handschrift direkt auf der Wand der Titel der Ausstellung und der Arbeit: PANIC PANIC HOPE. Einerseits Kommentar zum Zeitgeschehen im September 2020, bringt er andererseits die sensiblen Momente der Ungewissheit und des Kontrollverlusts zum Ausdruck, die ich am künstlerischen Prozess gleichermaßen fürchte und schätze.
— Text: Alina Röbke (Auszug oben: Julia Gerke)
(INFO)
ALINA RÖBKEs (*1994) künstlerische Arbeit umfasst Installationen bestehend aus Metall, Stoff und Papier, die das malerische Potenzial fotographischer Materialien ergründen. Sie studiert im Meisterschülerstudium an der Kunsthochschule Mainz bei Shannon Bool und ist Mitbegründerin des POKY—Institute of Contemporary Art.
⌦ IG: @alinaroebke
(back to top)
zweihundertsiebzig cm
drei mal neun m
Zierliche Stahlstangen zeichnen
fast vollständig
die Kanten eines Würfels
halb darin halb darum halb davor
Eine Form durchbricht die Andere
klar abgrenzbare Freiflächen
zweisam singuläre Architekturen
umarmen sich
Falten
punktuell gehalten
Photochrome Spuren
hängen
in ausgeglichener Regelmäßigkeit
Sensibel
reagieren sie
ein unweigerliches Abbild ihrer Umwelt
Prozesse halten
verbinden
verflüchtigen
PANIC PANIC HOPE
Auf der klar abgegrenzten Freifläche, die sonst nur die singuläre Architektur des POKY bespielt, steht eine Metallinstallation – zweihundertsiebzig Zentimeter hoch und breit, zeichnen zierliche Stahlstangen fast vollständig die Kanten eines Würfels nach. Formal greift sie die quadratische Grundfläche des POKY auf und steht halb darin, darum und davor. Eine Skulptur durchbricht die andere und wird zur selben.
Am vorderen Teil der Metallinstallation, die sich halb vor POKY schiebt, hängt unbehandelter Nesselstoff. Drei mal neun Meter. Er hängt, durch gebogene Rundmetallstäbe punktuell gehalten, von den beiden oberen horizontalen Stangen außerhalb des POKY herab. Er liegt am Boden leicht auf, hängt sonst jedoch in ausgeglichener Regelmäßigkeit in Falten. Die Abstände der Aufhängung weiten sich in der Ecke des Gerüsts und ergeben dort großzügige Schüsselfalten, die sich im Wind verformen.
Der Stoff ist bemalt mit photochromen Pigmenten, deren Verhalten lichtsensitiv ist. Sobald Sonnenlicht auf die Bemalung fällt, wird sie dunkler; Sobald das Licht verschwindet, verschwindet auch die Malerei. Sie reagiert so sensibel, dass sich ihre Farbintensität innerhalb weniger Sekunden an indirekten oder direkten Schattenwurf anpasst. Sie ist ein unweigerliches Abbild ihrer Umwelt, da sie sich in einem kontinuierlichem Belichtungsprozess befindet.
Die Vorderseite des POKY ist sonst mit transparenten Wellplatten mit Trapezprofil verkleidet, die für die Dauer des Ausstellungszeitraums entfernt wurden. Durch ihr Fehlen ist die Sicht auf den Innenraum frei und ein Zugang durch die stützende Holzstruktur der Frontseite möglich. Dort befindet sich in Form einer flüchtigen, großformatigen Handschrift direkt auf der Wand der Titel der Ausstellung und der Arbeit: PANIC PANIC HOPE. Einerseits Kommentar zum Zeitgeschehen im September 2020, bringt er andererseits die sensiblen Momente der Ungewissheit und des Kontrollverlusts zum Ausdruck, die ich am künstlerischen Prozess gleichermaßen fürchte und schätze.
— Text: Alina Röbke (Auszug oben: Julia Gerke)
(INFO)
ALINA RÖBKEs (*1994) künstlerische Arbeit umfasst Installationen bestehend aus Metall, Stoff und Papier, die das malerische Potenzial fotographischer Materialien ergründen. Sie studiert im Meisterschülerstudium an der Kunsthochschule Mainz bei Shannon Bool und ist Mitbegründerin des POKY—Institute of Contemporary Art.
⌦ IG: @alinaroebke
(back to top)